Suche über Kataloganreicherungsdaten

Kataloganreicherung – die Ergänzung von bibliographischen Metadaten mit Inhaltsverzeichnissen, Klappentexten, Probekapiteln, Register, u.ä. – ist schon seid einiger Zeit “Business as usual” in der Welt der wissenschaftlichen Bibliotheken. Alle Bibliotheksverbünde in Deutschland bieten die Daten als Dienstleistung an. Bibliotheken scannen vor allem Inhaltsverzeichnisse und laden diese in Repositorien wo sie mit den bibliographischen Daten in den Verbunddatenbanken verlinkt werden. So gelangen diese Daten, oder zumindest die Links zu ihnen, in die Lokalsysteme.

Die wohl gängigste Nutzung dieser Informationen ist ein Aufruf des Inhaltsverzeichnisses oder anderer Daten durch den Bibliotheksbenutzer um festzustellen, ob das Buch, das ihn interessiert, auch wirklich für seine Nachfrage relevant ist. So werden Fehlausleihen und –fernleihen vermieden und das freut nicht nur den Nutzer, sondern auch die Bibliothek.

Es gibt aber einen weiteren Grund für Kataloganreicherung: eine tiefere Erschließung der Bücher und Zeitschriften. Bibliothekarische Formalerschließung hört auf der Titelebene auf und verbale Sacherschließung wird, laut Haubfleisch und Siebert (2008, S. 385) aus Zeit- und Kostengründen nicht realisiert. Es kann nicht nach einzelnen Aufsätzen in Sammelbänden oder bei Büchern mit nichtssagenden Titeln auf Kapitelebene gesucht werden. Wenn Kataloganreichrungsdaten durchsuchbar gemacht werden, ist dieses Problem zum großen Teil[1] gelöst. Für die Bibliotheksbenutzerin erhöhen sich die Chancen, Information, die sie braucht, zu finden. Für die Bibliothek hat dies das erfreuliche Ergebnis, dass eine Nichtnutzung der Medien verringert wird.

Während das Verlinken der Kataloganreichrungsdaten mit den Metadaten gängige Praxis ist, so ist die Erschließung über diese Daten, bzw. das Angebot einer Suche über Inhaltsverzeichnisse und ähnliches in nur wenigen Bibliotheken realisiert, da dies nicht so ohne weiteres technisch umgesetzt werden kann. Es ist schade, dass das Potential der Kataloganreicherung nicht voll ausgenutzt wird, zumal sehr viel Geld und Aufwand in sie investiert wurde.

Mich würde zu dem Thema Erschließung über Kataloganreicherung folgendes interessieren:

  • In welchen Bibliotheken und anderen Institutionen wird eine Suche über Kataloganreicherungsdaten angeboten oder ist ein solches Angebot geplant?
  • Wie wird das technisch umgesetzt? Werden die Kataloganreicherungsdaten als Teil der bibliografischen Metadaten indexiert? Wird Suchmaschinentechnologie eingesetzt? Mit welchen Problemen werden sie dabei konfrontiert?
  • Wenn keine Suche über Kataloganreicherungsdaten angeboten wird und das auch nicht geplant ist: Warum nicht?

Fußnoten:

1. “zum größten Teil”, weil die Daten natürlich nicht formal- und sacherschlossen, z.B. mit Normdaten verknüpft, angeboten werden, sondern nur als Text vorliegen. Haubfleisch und Siebert (2008, S. 385) sagen dazu: “Durch Catalogue Enrichment können diese umfangreichen und sehr spezifischen Informationen nun erstmals, zwar nicht regelgerecht, aber ressourcenschonend, zusätzlich zu den Ergebnissen der weiterhin erforderlichen bibliothekarischen Sacherschließung bereitgestellt werden.”

Quellenangabe:

Haubfleisch, Dietmar; Siebert, Irmgard (2008): Catalogue Enrichment in Nordrhein-Westfalen : Geschichte, Ergebnisse, Perspektiven. In: Bibliotheksdienst 42 (5), S. 384–391.